Ein neues Lieblingsprojekt von mir.
Ein kleiner Blog, auf dem ich Filme rezensiere, die (mehr oder weniger) aktuell auf DVD rausgekommen sind.
Ist noch in der Entstehungsphase und ich fange gerade erst an, aber ein Blick lohnt sich vielleicht?
Es wird auf jeden Fall noch etwas "inhaltlicher".
dvdjunk.wordpress.com/
Anbei meine aktuelle und erste Rezension auf dieser Seite:
|DVD_JUNK| – EXODUS
Release: 24.07.2012
Label: Ascot Elite
Als die junge, illegal Eingewanderte auf der Flucht vor den Behörden des faschistischen Regimes ist, hat sie gerade noch Zeit, ihr Neugeborenes an den Strand zu legen, unweit unfernt von einer anderen Frau, die das Geschehen mit zwiespältigen Gefühlen betrachtet. Sie ist die Frau von “Pharao”, jenem Politiker, der das Zepter eines gar nicht so weit in der Zukunft liegenden Königreichs in der Hand hält. Seine Forderungen sind eindeutig: Weg mit der Gefahr, die aus allen Himmelsrichtung das eigene Land überschwemmt. Doch seine Frau nimmt dieses Kind einer fremdländischen Frau an sich und nennt es Moses, weil sie ihn am Wasser gefunden hat. Und er wächst mit ihnen auf, als sei er ihr eigenes.
20 Jahre später, Moses ist ein junger Mann, hat sich die Situation für Ausländer und Menschen anderer Hautfarbe nicht verbessert, im Gegenteil. Sie fristen ein Dasein wie Hunde, eingepfercht hinter großen Mauern, die die rechtschaffenen Bürger von den “Tieren” trennt. Doch als Moses eines Tages selbst hinter diesen Mauern landet, wird er mit seiner eigenen Herkunft und einem völlig anderen Leben konfrontiert. Fortan versucht er die Zukunft “seines Volkes” zu ändern.
“Exodus”, so der alttestamentarische Titel dieses britischen Dystopie-Dramas, bezeichnet die biblische Epoche aus dem 2. Buch Mose, in welchem es um das Volk Israel geht, dass unter der Führung Moses aus der Gefangenschaft der Ägypter befreit wird und sich auf den Weg ins heilige Land Kanaan macht. Der Film ist keine Nacherzählung, kein Märchen im futuristischen Gewand, sondern setzt sich ganz und gar kritisch mit der biblischen Vorlage und ihren Charakteren auseinander. Dabei entwickelt der Film trotz einer recht einschränkenden Prämisse eine ganz erstaunliche Sogwirkung und bleibt in seiner Inszenierung konsequent eigenständig, fantasievoll und erzeugt eine starke Ambivalenz in seiner moralischen Aussagekraft. Der ganze Film glänzt durch seine biblischen Anspielungen, ob in Bezug auf die Namen, oder die Geschehnisse. Bei diesem Film empfiehlt es sich, zumindest einmal das 2. Buch Mose gelesen haben, denn die Übertragung auf eine moderne Welt ist fantastisch gelungen.
So bleibt es aber stets bei einer bloßen Anlehnung an die Ereignisse der Bibel, während Regisseurin Penny Woolcock (1 Day, u.a.) den Verlauf der Geschichte auf ihre ganz eigene Art und Weise interpretiert und in Szene setzt. Insbesondere widmet sie sich der moralischen Tragweite der Entscheidungen von Moses. Jener wird in den Büchern Mose ganz und gar unkritisch als Rächer der Enterbten, als eine Art urtümlicher Robin Hood im Kaftan dargestellt, der, dessen Visionen und Aufträge göttlichen Ursprungs waren, gar nicht infrage gestellt werden kann. Auch in diesem Film wird Moses ab einem bestimmten Zeitpunkt zum Volksheld á la Che Guevara hochstilisiert, nicht ohne die Gefahren solcher Massenverehrung und blinder Folgsamkeit auf dem Fuße eintreten zu lassen. So entsteht eine erstaunliche Parallele zwischen dem Pharao, der die “Juden des 21. Jahrhunderts” auf diesem KZ-ähnlichen Territorium gefangen hält und Moses, der in seinem unnachgiebigen Wunsch nach Freiheit und Macht keine Menschenopfer zu scheuen scheint. Ungeachtet aller theologischen Minenfelder, die Woolcock gar nicht erst zu umschiffen versucht, stellt sie im Film konsequent und ehrlich die Tragik menschlichen Fehlverhaltens dar. Und ein bitterer Nachgeschmack bahnt sich in Form einer Frage seinen Weg in unsere Köpfe: Wer ist nun eigentlich der Böse?
Ein kleiner Blog, auf dem ich Filme rezensiere, die (mehr oder weniger) aktuell auf DVD rausgekommen sind.
Ist noch in der Entstehungsphase und ich fange gerade erst an, aber ein Blick lohnt sich vielleicht?
Es wird auf jeden Fall noch etwas "inhaltlicher".
dvdjunk.wordpress.com/
Anbei meine aktuelle und erste Rezension auf dieser Seite:
|DVD_JUNK| – EXODUS
Release: 24.07.2012
Label: Ascot Elite
Als die junge, illegal Eingewanderte auf der Flucht vor den Behörden des faschistischen Regimes ist, hat sie gerade noch Zeit, ihr Neugeborenes an den Strand zu legen, unweit unfernt von einer anderen Frau, die das Geschehen mit zwiespältigen Gefühlen betrachtet. Sie ist die Frau von “Pharao”, jenem Politiker, der das Zepter eines gar nicht so weit in der Zukunft liegenden Königreichs in der Hand hält. Seine Forderungen sind eindeutig: Weg mit der Gefahr, die aus allen Himmelsrichtung das eigene Land überschwemmt. Doch seine Frau nimmt dieses Kind einer fremdländischen Frau an sich und nennt es Moses, weil sie ihn am Wasser gefunden hat. Und er wächst mit ihnen auf, als sei er ihr eigenes.
20 Jahre später, Moses ist ein junger Mann, hat sich die Situation für Ausländer und Menschen anderer Hautfarbe nicht verbessert, im Gegenteil. Sie fristen ein Dasein wie Hunde, eingepfercht hinter großen Mauern, die die rechtschaffenen Bürger von den “Tieren” trennt. Doch als Moses eines Tages selbst hinter diesen Mauern landet, wird er mit seiner eigenen Herkunft und einem völlig anderen Leben konfrontiert. Fortan versucht er die Zukunft “seines Volkes” zu ändern.
“Exodus”, so der alttestamentarische Titel dieses britischen Dystopie-Dramas, bezeichnet die biblische Epoche aus dem 2. Buch Mose, in welchem es um das Volk Israel geht, dass unter der Führung Moses aus der Gefangenschaft der Ägypter befreit wird und sich auf den Weg ins heilige Land Kanaan macht. Der Film ist keine Nacherzählung, kein Märchen im futuristischen Gewand, sondern setzt sich ganz und gar kritisch mit der biblischen Vorlage und ihren Charakteren auseinander. Dabei entwickelt der Film trotz einer recht einschränkenden Prämisse eine ganz erstaunliche Sogwirkung und bleibt in seiner Inszenierung konsequent eigenständig, fantasievoll und erzeugt eine starke Ambivalenz in seiner moralischen Aussagekraft. Der ganze Film glänzt durch seine biblischen Anspielungen, ob in Bezug auf die Namen, oder die Geschehnisse. Bei diesem Film empfiehlt es sich, zumindest einmal das 2. Buch Mose gelesen haben, denn die Übertragung auf eine moderne Welt ist fantastisch gelungen.
So bleibt es aber stets bei einer bloßen Anlehnung an die Ereignisse der Bibel, während Regisseurin Penny Woolcock (1 Day, u.a.) den Verlauf der Geschichte auf ihre ganz eigene Art und Weise interpretiert und in Szene setzt. Insbesondere widmet sie sich der moralischen Tragweite der Entscheidungen von Moses. Jener wird in den Büchern Mose ganz und gar unkritisch als Rächer der Enterbten, als eine Art urtümlicher Robin Hood im Kaftan dargestellt, der, dessen Visionen und Aufträge göttlichen Ursprungs waren, gar nicht infrage gestellt werden kann. Auch in diesem Film wird Moses ab einem bestimmten Zeitpunkt zum Volksheld á la Che Guevara hochstilisiert, nicht ohne die Gefahren solcher Massenverehrung und blinder Folgsamkeit auf dem Fuße eintreten zu lassen. So entsteht eine erstaunliche Parallele zwischen dem Pharao, der die “Juden des 21. Jahrhunderts” auf diesem KZ-ähnlichen Territorium gefangen hält und Moses, der in seinem unnachgiebigen Wunsch nach Freiheit und Macht keine Menschenopfer zu scheuen scheint. Ungeachtet aller theologischen Minenfelder, die Woolcock gar nicht erst zu umschiffen versucht, stellt sie im Film konsequent und ehrlich die Tragik menschlichen Fehlverhaltens dar. Und ein bitterer Nachgeschmack bahnt sich in Form einer Frage seinen Weg in unsere Köpfe: Wer ist nun eigentlich der Böse?
"Gott hätte die Welt nicht erschaffen, wenn sie nicht unter allen möglichen die beste wäre."
Gottfried Wilhelm Leibniz
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Neverman“ ()